Hitler war’s !
Er hat das deutsche Volk verführt und war so ein toller Hecht, dass alle ihm verfallen sind?
So in etwa suggerieren es uns die Pamphlete von Joachim Fest oder Guido Knopp am laufenden Band. Aber es gibt auch ganz andere, meist vertuschte, Informationen wie Hitler die Macht gegeben wurde. Nicht nur durch großzügige Parteispenden, die Förderung des Nationalismus und der Nazi-Partei durch den Hugenberg Medienkonzern, sondern durch ganz breite Förderung allen antisozialistischen Bewegungen jeder Art, damals antibolschewistisch genannt. Dazu gehört die Gründung von Arbeiterparteien wie die DAP (seit Feb.1919: NSDAP) durch das Thule Mitglied und das Vorstandsmitglied des bayerischen Industriellenverbandes, Dr. Paul Tafel – ja sogar die Gründung angeblich sozialistischer Parteien wie der Deutschen Sozialistischen Partei DSP.
Ein Meilenstein in der Bildung einer starken antibolschewistischen Bewegung war die Gründung des Antibolschewistenfonds der deutschen Wirtschaft. Dazu liefert der frühe Nationalsozialist Eduard Stadtler in seinem 1935 (!) erschienenem Buch “Als Antifaschist 1918-1919” eine hervorragende Beschreibung der Gründung.
Schlüsselinhalte dieses Buches: (Der Original-NAZI-Ton wird in den Scans des Originals klarer als in den kurzen Auszügen hier)
Er, Eduard Stadtler und seine “Antibolschewistische Liga” bekamen ihr Startkapital vom Direktor der Deutschen Bank, Mankiewitz und dem “liberalen” Friedrich Naumann, nach dem die FDP ihre Stiftung benennt. Er berichtet z.B. über die Gründung des mit nominal 500 Mio. Reichsmark ausgestatteten sogenannten “Antibolschewistenfonds der deutschen Wirtschaft”, der am 10.Januar 1919 (noch während des Einsatzes der NOSKE-Truppen) im Haus der deutschen Luftfahrzeugindustrie in Berlin abgehalten wurde. Der Direktor der deutschen Bank, Mankiewitz, hatte die Spitzen der deutschen Wirtschaft eingeladen. Stadtler hielt dort einen Vortrag mit dem Thema “Bolschewismus als Weltgefahr”, wie auch der Titel seines gleichnamigen Buches das veröffentlicht wurde.
Unter den ca. fünfzig ausdrücklich zu persönlichem Erscheinen aufgeforderten Teilnehmern waren die wichtigsten Großindustriellen wie Hugo Stinnes, Albert Vögler, Ernst Borsig, Carl Fr. von Siemens, Geheimrat Deutsch, Salomonson, Gen.Direktor Otto Henrich usw., letztlich die ganze “haute volée” der Industrie-, Handels- und Bankenwelt; laut Stadtler
Nach Stadtlers stürmischer Rede zum Bolschewismus als Weltgefahr soll eine betroffene Ruhe eingetreten sein und da soll Hugo Stinnes aufgestanden sein und gesagt haben:
“‘Ich bin der Meinung, daß nach diesem Vortrag jede Diskussion überflüssig ist. Ich teile in jedem Punkte die Ansicht des Referenten. Wenn deutsche Industrie-, Handels- und Bankwelt nicht willens und in der Lage sind, gegen die hier aufgezeigte Gefahr eine Versicherungsprämie von 500 Millionen Mark aufzubringen, dann sind sie nicht wert, deutsche Wirtschaft genannt zu werden. Ich beantrage Schluß der Sitzung und bitte die Herren Mankiewitz, Borsig, Siemens, Deutsch usw. (ernannte etwa 8 Namen), sich mit mir in ein Nebenzimmer zu begeben, damit wir uns sofort über den Modus der Umlage klar werden können.” . . .
Die ‘historische” Summe ward auch am gleichen Tage bewilligt, wie auch ein 50 Mio. Bank-Sofortkredit. Das Umlageverfahren festgelegt. Die Gelder wurden auf dem Wege einer freiwilligen Selbstbesteuerung durch die Industrie-, Handels-und Bankorganisationen auf die gesamten deutschen Unternehmungen umgelegt ….
Die Gelder aus dem sogenannten ‘Antibolschewistenfonds” flossen nun durch alle möglichen Kanäle in die Anfang Januar 1919 einsetzende gewaltige antibolschewistische Bewegung: Das ‘Generalsekretariat zum Studium und zur Bekämpfung des Bolschewismus”, die ‘Antibolschewistische Liga”, die ‘Vereinigung zur Bekämpfung des Bolschewismus”, die ‘Bürgerratsbewegung”, ‘Werbebüros für die Freikorps”, ‘Selbstschutzorganisationen”, ‘Studentenarbeitsstellen”. Bis in die Kassen der aktiven Truppen, ja bis in die Kassen der sozialdemokratischen Partei hinein! …
Bild: bayerische Freikorps 1919 die Privat-Armee der deutschen Wirtschaft mit Hakenkreuz beim Zerschlagen des sozialistischen bayerischen Freistaats.
Die Bewertung Stadtlers: “Es kann jedenfalls kein Zweifel darüber bestehen, daß die Gründung jenes Fonds mit die entscheidende antibolschewistische Tat jener wild bewegten Revolutionszeit gewesen ist. ”
Carl Fr.v. Siemens soll für Stadtler am Tag darauf eine besondere Kabinettsitzung organisiert haben, weil einige meinten, dass es wichtig sein auch die Regierung darüber zu informieren, “da die Herren offenbar nicht ‘Bescheid wüßten”.
In diesen Tagen soll er auch durch persönliche Unterredungen das Zaudern Noskes zum Militäreinsatz gebrochen haben. Am 12. Januar 1919, bei seiner “politischen Audienz” bei “Major Pabst”, der dann zwei Tage später Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermorden lies, war es einfacher: Es war “eine Freude, diesen prachtvollen, lebendig energischen, tatenfrohen Soldaten zu erleben. Und wie er auf meine politischen Ideen einging!” erinnert sich Stadtler. Man war sich schnell einig: “… das Parlament und den könne uns Frontsoldaten gestohlen bleiben, auf Männer der Tat komme es an; wenn auf unserer Seite vorerst keine Führer zu sehen seien, dann dürfe wenigstens die Gegenseite auch keine Führer haben.” Wenige Tage darauf, am 15. Januar waren die beiden führenden Kommunisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht “als politische Gefahrenzentren beseitigt.” Den anstehenden Wahlen zur ersten Nationalversammlung der “Weimarer Republik” Tage später, konnte man so und mit “standrechtlichen Erschießungen ” von “Bolschewismusverdächtigen” auf der Straße nun gelassen entgegensehen.
Zu Stadtlers Verdienst gehört auch, die anfangs bloße Anti-Haltung gegen den Sozialismus in Form des Anti-Bolschewismus eine positive Form durch einen nationalen, christlichen Sozialismus gegeben zu haben. Laut Stadtler soll das auch Hugo Stinnes vertreten haben, was durch dessen Aussage, er möchte auch einen Sozialismus mit seinen Arbeitern machen, aber da sollen keine Parteien dreinreden.
Stadtler war mittendrin im Januar 1919 -später wurde er – für einen verdienten politischen Propagandist und Schlüssel-Akteur sehr passend, der Leiter des von den NAZIs enteigneten vormals jüdischen Ullstein-Verlags.
Bild: Reichswehr und die Privatarmee des Kapitals -Freikorps 1919, bereits mit Hakenkreuz, die Gelder für die Rekrutierungsbüros der “Freikorps” stammten aus dem “Antibolschewistenfonds der Deutschen Wirtschaft” – später umbenannt in “Adolf-Hitler-Spende der Deutschen Wirtschaft”
Das Mitglied der THULE-Gesellschaft und Vorstandsmitglied des Bayerischen Industriellenverbands Dr. Paul Tafel hält sich die Leute zur Gründung seiner “Arbeiter”Partei DAP, Deutsche Arbeiter Partei im Kreise der esoterischen THULE-Gesellschaft die im Münchner Luxushotel Vier-Jahreszeiten tagt. Dort ist sein “Eisenbahn-Vorarbeiter Drxler und der Journalist Harrer, die die DAP gründen. Dr. Tafel schreibt nach Angaben von Historikern auch maßgeblich das Parteiprogramm der DAP, die bereits im Februar 1920 in NS-DAP umbenannt wird und das Hakenkreuz als Symbolbekommt, das die Privatarmee des Kapitals bereits Januar 1919 benutzt und auch nicht sehr entfernt vom Symbol der THULE-Gesellschaft liegt:
Bild: Thule Gesellschaft mit Hakenkreuz 1919, tagte in Münchner Luxus-Hotel “Vier Jahreszeiten”, Industriele Mitglieder wie Dr.Paul Tafel aus dem Vorstand des Bayerischen Industriellenverbands lassen Arbeiter- und Sozialistische Parteien gründen mit Millionen aus dem Antibolschewistenfonds der deutschen Wirtschaft. Paul Tafel soll laut Historikern, da sein nationalistischer Vorarbeiter Drexler, “der Gründer der DAP”, später NSDAP, das wohl nicht konnte, wesentlich das Parteiprogramm geschrieben haben.
Es lohnt sich die NAZI-Sprache im Originalton anzuschauen. Hier die Scans der wichtigsten Seiten und ein Link zu einem PDF-Artikel der die Versuche die NAZI-Gründung und Förderung in Nebel zu verhüllen als Propaganda aufdeckt:
Die Gründung des Antibolschewistenfonds der Deutschen Wirtschaft am 10.Januar 1919 in Berlin
Natürlich engagiert man sich Schreiberlinge, die in Abrede stellen, dass die NAZIs ein Produkt des Kapitals waren bzw. eine Notregierungsform, wenn die Demokratie zu viele Stimmen für Links bringt (teils knapp unter 50% SPD+KPD-Stimmen zusammengerechnet). Die SPD-Führung wurde zwar auch bestochen, aber der Partei traute man nicht.
Der Historiker Turner, der diese Aufgabe übernahm kam aus der USA. Besser als das teuere Vernebelungsbuch ist jedoch die Kritik dieses als “anerkannt” propagierten Werkes ein aufschlußreicher Artikel aus dem Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1989/3 von Horst Handke; hier die sehr lesenswerte PDF-Volltextdatei davon:
http://www.digitalis.uni-koeln.de/JWG/jwg_121_157-166.pdf